Glossar
Die Definitionen sind unsere Arbeitsdefinitionen. Sie sind Ergebnisse von Aushandlungen und können sich wieder verändern. Wir legen großen Wert auf Selbstdefinitionen, die auch nicht immer endgültig sind. Die Begriffe sind nur Orientierungshilfen und haben keinen Universalitätsanspruch. Wir stehen Kategorisierungen nicht unkritisch gegenüber, brauchen jedoch Begriffe, um unterschiedliche (Diskriminierungs-)Erfahrungen benennen zu können.
Anti-Asiatischer Rassismus
Beschreibt negative Vorurteile, systematische und zwischenmenschliche Diskriminierung gegenüber Menschen asiatischer Abstammung auf institutioneller, struktureller, historischer und/oder individueller Ebene. Verankert in kolonialen und rassistischen Stereotypen hält Anti-Asiatischer Rassismus systemische Ungerechtigkeiten aufrecht, was zu sozialer Ausgrenzung, Marginalisierung und systemischer Unterdrückung führt.¹
Beispielsweise ist die Berichterstattung rund um den Corona-Virus voll von anti-asiatischem Rassismus, so vermischen sich in diesem Diskurs Verschwörungstheorien, anti-asiatische Stereotypien und Schuldzuweisungen bezüglich der Verbreitung von COVID-19.
¹Quelle: Center for Intersectional Justice, 2020
Antiblackness/Anti-Schwarzer Rassismus
Beschreibt negative Vorurteile, systematische und zwischenmenschliche Diskriminierung gegenüber
Menschen afrikanischer Abstammung auf institutioneller und/oder individueller Ebene. Verankert in kolonialen und rassistischen Stereotypen hält Anti-Schwarzer Rassismus systemische Ungleichheiten aufrecht, was zu sozialer Ausgrenzung, Marginalisierung und systemischer Unterdrückung führt.² Antiblackness in Deutschland ist stark von
Prozessen des Otherings und einer noch immer ausstehnden Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte geprägt.
². Quelle: Center for Intersectional Justice, 2020
Ableismus
aus dem Englischen von to be able = fähig/ in der Lage sein, etwas zu tun. Bezeichnet die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen /Menschen, die behindert werden.
Adultismus
Adultismus ist die Machtungleichheit zwischen Erwachsenen und Kindern/Jugendlichen. Daraus ergeben sich oft die unterschiedlichen Diskriminierungs- und Adultismusformen aufgrund des Alters und des geringeren Erfahrungsspektrums. Adultismus ist eine zum Teil bewusste, aber auch stark unbewusste Diskriminierungsform; sie entsteht, wenn sich Erwachsene nicht über die Wirkung ihrer Willensdurchsetzung Gedanken machen. „Diskriminierung beginnt dann […] bei der Art und Weise, in der wir mit Kindern sprechen, schließt zahlreiche unbegründete Selbstbestimmungs- und Freiheitseinschränkungen ein und gipfelt in physischer Gewalt gegenüber Kindern.“³
³siehe:https://www.verlag-modernes-lernen.de/shop/pdf/1288/leseprobe2/1288.pdf
[20.06.2020].
Allosexuell
ist eine Person, wenn sie grundsätzlich sexuelle Anziehung gegenüber anderen Menschen verspürt. Damit ist allosexuell das Gegenteil zu asexuell.⁴
⁴Quelle: https://queer-lexikon.net/2017/06/15/allosexuell/ [24.10.2020]
Antimuslimischer Rassismus
Bezeichnet die rassistische Diskriminierung von Muslim_innen bzw. Menschen von denen, auf Grund der äußeren Erscheinung, angenommen wird, dass sie muslimischen Glaubens sind. In Deutschland funktioniert antimuslimischer Rassismus über Homogenisierung (“Sie sind alle gleich”), der Zuschreibung wesenshafter negativer Eigenschaften (“Sie sind ihrer Kultur und Religion nach einfach so”) und irrationalen Ängsten, die auf (angenommene) Muslim_innen projiziert werden (z.B. Angst vor „Überfremdung“).⁵
⁵ siehe: https://www.bpb.de/politik/extremismus/radikalisierungspraevention/302514/was-ist-antimuslimischer-rassismus [20.06.2020].
Antiromaismus/Gadjé-Rassismus
Die systematische und historisch gewachsene Diskriminierung, Stereotypisierung, Ablehnung und Feindseligkeit gegenüber Roma bzw. Menschen, denen die Zugehörigkeit zur Gruppe der Roma zugeschrieben wird. Antiromaismus ist eine Form von Rassismus. Insgesamt wurden geschätzte 220.000 bis 500.000 Sinti und Roma im Nationalsozialismus (Porajmos,
Roma-Holocaust) ermordet. Noch immer werden Roma auf der ganzen Welt verfolgt
und vertrieben.
Gadjé-Rassismus ist ein alternativer Begriff für den gängigeren Terminus Antiromaismus. Dabei bezeichnet dieser Term die Gruppe, von der der Rassismus ausgeht (Gadje= Nicht-Rom_nja), und nicht die imaginierte Gruppe. Gadjé-Rassismus ist also Rassismus, der von Gadjé gegen Rom_nja ausgeübt wird.
Antisemitismus
ist eine Form von Rassismus. Jüdische Menschen werden in Europa seit Jahrhunderten verfolgt, vertrieben und ermordet. Der europäische Antisemitismus produzierte eine Vielzahl an Stereotypen und Vorurteilen, der auf eine
Diskriminierung religiöser (nicht-christlicher) Praktiken fußte, sich im Verlauf der Zeit aber zu Annahmen und Zuschreibungen entwickelte, die der rassistischen Ideologie entsprechen, welche ihren Höhepunkt in der systematischen Ermordung der jüdischen Bevölkerung Europas, dem Holocaust, fand. Trotz der Tatsache, dass Antisemitismus in
Deutschland nicht mehr offizielle Staatspolitik ist, wie dies im Nationalsozialismus der Fall war und es Antidiskriminierungsgesetzte gibt, bestehen antisemitische Stereotypen und Vorurteile noch heute und sind sehr wirkmächtig.
Antisintismus
Sinti sind eine selbstdefinierte Untergruppe der Roma und unterscheiden sich durch spezifische Traditionen und Dialekte von Roma. Antisintismus bezeichnet die systematische und historisch gewachsene Diskriminierung, Stereotypisierung, Ablehnung und Feindseligkeit gegenüber Sinti bzw. Menschen, denen die Zugehörigkeit zur Gruppe der Sinti zugeschrieben wird. Antisintismus ist eine Form von Rassismus. Insgesamt wurden geschätzte 220.000 bis 500.000 Sinti und Roma im Nationalsozialismus (Porajmos, Roma-Holocaust) ermordet. Noch immer werden Sinti auf der ganzen Welt verfolgt und vertrieben.
* (Asterisk, Genderstern, Gender Star)
Das Sternchen eröffnet die Möglichkeit, auch in geschriebener Sprache die eigene individuelle Geschlechtsidentität darzustellen. Frauen*, Männer* bedeutet so z.B., dass die Kategorien in sich vielfältig sind und keine abgeschlossenen Definitionen existieren. Der Gender Star wird oft auch alternativ zum Gender-Gap verwendet.
Asexuell
Menschen, die (meist) kein oder wenig Verlangen nach Sexualität mit anderen Menschen haben. Hierbei gibt es verschiedene Abstufungen (Gray-Area, Demisexualität). Entscheidend sind die Selbstdefinition und das Zugehörigkeitsempfinden, jedoch nicht, ob und wie viel Sex eine Person tatsächlich hat. Für einige Menschen spielt Erregung eine Rolle (z.B. gelebt mit Partner_innen oder ausschließlich beim Masturbieren), andere verspüren wenig/keine Erregung oder empfinden sie als störend. Unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung empfinden
einige asexuelle Menschen Liebesgefühle und gehen (romantische) Beziehungen ein.
Aromantik
Als Aromantiker_innen sind Personen zu verstehen, die keine romantische Anziehung bzw. kein Verliebtheitsgefühl gegenüber anderen Individuen empfinden und denen daher oftmals der Antrieb zum Initiieren romantischer Bindungen fehlt. Das heißt jedoch nicht, dass diese Personen generell zu keinen Empfindungen fähig sind. Aromantische Menschen können ebenfalls enge emotionale Verbindungen und Freundschaften eingehen. Sie erleben Liebe aber auf eine platonische Weise als ein starkes, freundschaftliches Gefühl. Es ist hier wichtig, zwischen einem Verbundenheitsgefühl und romantischer Anziehung zu differenzieren.
„Biologisches“ Geschlecht
BIPoC
BIPoC ist eine Abkürzung für Black People, Indigenous People and People of Color und stellt einen Solidaritätsbegriff dar, der rassistisch markierte, rassifizierte und rassismuserfahrene Menschen beschreibt.
BPoC
BPoC ist eine Abkürzung für Black People and People of Color. Welche Abkürzung benutzt wird, hängt vom jeweiligen Kontext und den vertretenen Identitäten ab.
Cis Frauen und cis Männer
Frauen bzw. Männer, deren bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht mit der gelebten Geschlechtsidentität übereinstimmt. Somit wurde einer cisgeschlechtlichen bzw. cis Frau bei der Geburt ein weibliches Geschlecht zugeordnet und sie identifiziert sich selbst als Frau. Einem cis Mann wurde bei der Geburt ein männliches Geschlecht zugeordnet und er identifiziert sich auch als Mann.
Cisgeschlechtlich
„Cis” ist eine lateinische Vorsilbe und bedeutet „diesseits”. Wir verwenden cis als Adjektiv. Damit wird bezeichnet, dass eine Person in Übereinstimmung mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht lebt. Cisgeschlechtlich zu sein, entspricht der Norm. Das heißt, in unserer heteronormativen Gesellschaft wird davon ausgegangen, dass alle Menschen cis-geschlechtlich sind.
Coming-out
Die öffentliche Positionierung als lesbisch, bisexuell, trans, inter*, queer, gender-nonconforming, genderqueer. Dieser Begriff ist nicht ganz unstrittig, da das Coming-out (aus dem Englischen: herauskommen, sich bekennen) eine sehr
heteronormative Angelegenheit ist. Es wird so lange davon ausgegangen, dass eine Person heterosexuell bzw. cis geschlechtlich ist, bis sie sich öffentlich dazu bekennt, dass dem nicht so ist. Heterosexualität und Cisgeschlechtlichkeit werden hier also als Norm gesetzt.
Demisexuell
Demisexuelle Menschen fühlen sich nur dann zu einer anderen Person körperlich/sexuell hingezogen, wenn sie eine emotionale Bindung zu dieser Person aufgebaut haben. Eine emotionale Bindung führt dabei nicht immer zu sexueller Anziehung. Sie ist jedoch die Voraussetzung dafür, dass überhaupt eine sexuelle Anziehung entsteht.⁶
⁶Quelle: https://100mensch.de/lexikon/demisexualitaet/ [24.10.2020]
Dyadisch
Als dyadisch oder endogeschlechtlich werden Menschen bezeichnet, die nicht inter* sind, also deren Körper in eine eindeutige medizinische Norm von männlichen bzw. weiblichen Körpern passen.
Endogeschlechtlich
→ Dyadisch
FLI*NT
Diese Abkürzung steht für FrauenLesbenInter*Nicht-binärTrans.
Gender/„Soziales“ Geschlecht
Das soziale Geschlecht beschreibt das, was nach der Bestimmung des „biologischen“ Geschlechts stattfindet. So werden
„biologische“ Mädchen zu Mädchen erzogen und „biologische“ Jungen zu Jungen. Sie erlernen bestimmte Geschlechterrollen. Mädchen und Jungen werden unterschiedlich behandelt und es werden unterschiedliche Erwartungen an sie gestellt. Dies prägt die Wahrnehmung der Umwelt, Verhalten und das Selbstbild. Wenn über Geschlecht gesprochen wird, ist es wichtig zu verstehen, dass wir nicht (nur) in einem Körper geboren werden, der unser Geschlecht bestimmt, sondern dass auch Erziehung und Gesellschaft uns zu einem bestimmten Geschlecht zuordnen kann. Vgl. Heteronormativität.
Es ist allerdings wichtig, zu berücksichtigen, dass Gender/soziales Geschlecht und biologisches Geschlecht nicht klar voneinander zu trennen sind. Geschlecht ist immer ein Zusammenspiel von biologischen, sozialen und kulturellen Faktoren. Wir von i-PÄD gehen immer davon aus, dass Geschlecht keine „natürliche“ Gegebenheit ist.
Geschlechtsidentität
Die Geschlechtsidentität beschreibt das innere Wissen einer Person, welches Geschlecht sie hat und wie sie es ausdrücken möchte. Gerade weil Geschlecht vielfältig ist, ist es besonders wichtig, vielfältige geschlechtliche Identifikationsangebote zu machen. Einige Geschlechtsidentitäten sind zum Beispiel cis, trans, nicht-binär, weiblich, genderqueer, männlich etc. Auch inter* kann eine Geschlechtsidentität sein.
Gender-Gap
In dieser Broschüre verwenden wir den Gender-Gap (Unterstrich, z. B. in Schüler_innen), um Menschen, die sich als Frauen, Männer, trans Personen, Inter*, gender-nonconforming, genderqueer, two-spirit, weder*-noch*, sowohl*-als auch*, als weder das eine noch das andere und als dazwischen definieren, mit einzuschließen.
Gender-nonconforming
(engl. nonconforming = nicht übereinstimmend) Menschen, die mit ihrem Geschlechtsausdruck stereotype Vorstellungen von Geschlecht irritieren bzw. diese gänzlich ablehnen.
Genderqueer/Genderfluid
Personen, die heteronormative Stereotype (der „Mann“, die „Frau“) ablehnen, bzw. sich nicht auf einen der heteronormativen Stereotype festlegen können und/oder wollen.
Geschlechtsperformanz
Die Art und Weise, wie Menschen ihrer Geschlechtsidentität Ausdruck verleihen. Dies kann beispielsweise durch Kleidung, Körperhaltung, Mimik, Gestik etc. geschehen und ist kontextabhängig.
"Hautfarbe"
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs zu “Hautfarbe”, als einem der zentralen Bestandteile von Rassifizierungsprozessen bzw. Rassismus. In der rassistischen Logik funktioniert der Hautton als Projektionsfläche für rassistische Vorstellungen. Das bedeutet, dass der Hautton einer Person zu einem der ausschlaggebenden Marker wird, wenn es darum geht, das Ausmaß der Vulnerabilität, also der Verletzbarkeit, zu bestimmen, welcher People of Color (PoC) und insbesondere Schwarze Menschen in einer rassistischen Gesellschaft ausgesetzt sind. Rassistische Logiken benutzen seit Beginn der europäischen Kolonialzeit “Hautfarbe” als Merkmal, um Menschen zu ‚klassifizieren‘ und ihnen vermeintliche Eigenschaften zu- bzw. abzusprechen. Es gab immer wieder Versuche, “Rasse” biologisch bzw. genetisch zu beweisen, was jedoch daran gescheitert ist, dass es schlicht keine menschlichen
“Rassen” gibt.
Unterschiede zwischen Menschen aufgrund des Hauttons sind konstruiert, das heißt, sie entsprechen nicht der Realität, sondern dienen der Aufrechterhaltung eines rassistischen Systems. Denn nur so konnte und kann die Ausbeutung, Misshandlung und Ermordung von Menschen in Kolonialismus, Genoziden und nach wie vor in heutigen Gesellschaften gerechtfertigt werden. Für viele Menschen ist es anfänglich schwer zu verstehen, dass es in der rassistischen Ideologie nicht um “Hautfarben” im eigentlichen Sinne geht. Betrachten wir jedoch die Entwicklung von weiß-Sein, wird schnell klar, dass Menschen, die heute als weiß gelten, dies nicht immer waren. Beispielsweise forderten Hafenarbeiter im New York des 19. Jahrhunderts, ihr Viertel solle weiß bleiben und damit meinten sie als Nicht-Weiße neben z.B. Afro-Amerikaner_innen auch „keine Menschen aus Irland” und „keine Deutschen”.
Heteronormativität
Die Annahme, dass es nur zwei Geschlechter (Mann oder Frau) gibt und dass diese Geschlechter sich gegenseitig und nur in dieser Kombination romantisch und/oder sexuell anziehen. Hetero-/Homo-/Pan-/Multiund Asexualität werden nicht als gleichwertige sexuelle Orientierungen anerkannt. Heteronormativität findet sich in allen Bereichen unseres Lebens wieder. Einige Beispiele sind die meisten Kinderbücher, in denen nur heterosexuelle Beziehungen abgebildet werden oder Werbungen, in denen glückliche heterosexuelle Paare zu sehen sind. Gesetze, wie z.B. Regelungen rund um Kassenfinanzierung und Reproduktionsmedizin, Adoptionsrecht etc. sind ebenso von Heteronormativität durchzogen, wie die an ein Mädchen gerichtete Frage, ob sie einen Freund hat. In den meisten dieser Beispiele wird von Beginn an davon ausgegangen, dass alle Menschen dieser Gesellschaft heterosexuell sind, weil Heterosexualität als Norm gilt bzw. angesehen wird.
Eine wichtige Weiterentwicklung dieses Konzepts ist Cis-Heteronormativität, die zusätzlich zu der Annahme, dass alle Menschen heterosexuell sind, davon ausgeht, dass auch alle Menschen cisgeschlechtlich sind – somit also inter* und trans Personen unsichtbar macht und zu dem gesellschaftlichen Gewaltverhältnis beiträgt, dem inter* und trans Menschen ausgesetzt sind.
Inter*
Ein Oberbegriff für verschiedenste Varianten der geschlechtlichen Entwicklung. Bei der Geburt eines Menschen wird ihm in der Regel nur aufgrund der äußerlich sichtbaren körperlichen Merkmale (Vorhandensein, Größe und Ausprägung von Penis, Hodensack mit zwei Hoden bzw. einer Vulva (mit äußeren und inneren Vulvalippen und Kitzler oder einer Phalloklitoris) eine der drei Geschlechtskategorien “weiblich”, “männlich” oder “intergeschlechtlich” zugeordnet. Manchmal sind auch die Geschlechtschromosomen vor der Geburt bekannt (XY, XX, XO, XXY, etc.) Die Geschlechtschromosomen stimmen jedoch nicht immer mit den erwarteten Genitalien überein. Die gängigen Bezeichnungen sind inter*, intergeschlechtlich und intersexuell. Von „Intersexualität“ nehmen wir, als i-PÄD, aus den auch bei Transsexualität genannten Gründen Abstand. Intergeschlechtlichkeit ist keine sexuelle Orientierung, sondern beschreibt eine bei der Geburt vorhandene körperliche Gegebenheit und in vielen Fällen, das zwanghafte Positioniert-Werden in einem Zweigeschlechtersystem. Leider
gehen viele Ärzt_innen oft immer noch davon aus, dass zur gesunden Entwicklung eine binäre Geschlechtsidentität (entweder Frau ODER Mann) gehört und diese durch Zwangsoperationen hin zu ‚typisch‘ männlichen oder weiblichen Geschlechtsmerkmalen unterstützt werden muss. Deswegen geschieht es bis heute, dass inter* Kinder nach
der Geburt operiert werden, um ihr Geschlecht – dem cis-heteronormativen Dogma folgend – “eindeutig” zu machen.
Faktisch sind Operationen an Kindern, die in einem nicht-einwilligungsfähigen Alter sind, ganz klare Menschenrechtsverletzungen sowie Verletzungen der körperlichen Unversehrtheit (Art. 2 Abs. 2 GG). In den meisten Fällen besteht für diese Operationen keinerlei medizinische oder gesundheitliche Notwendigkeit. Inter* Menschen haben oft lebenslang mit den psychischen und körperlichen Folgen dieser Zwangsoperationen zu kämpfen, zusätzlich bleibt es in den meisten Fällen nicht nur bei der ersten Operation. Natürlich kann es passieren, dass Menschen sich mit dem Geschlecht identifizieren, was bei der Geburt für sie “ausgesucht” wurde, aber das ist nicht immer der Fall und hat lebenslange Konsequenzen für die Betroffenen.
Erwirkt durch den jahrelangen Einsatz und Aktivismus der Inter*-Community ist seit dem 18.12.2018 neben ‘weiblich’ und ‘männlich’ nun auch ‘divers’ als Geschlechtseintrag möglich. Diese Regelungen können auch trans und nicht-binäre Personen in Anspruch nehmen. Dies ist zwar eine rechtliche Anerkennung der Tatsache, dass Menschen nicht nur männlich oder weiblich sein können, jedoch nur ein erster Schritt in Richtung Gleichstellung und Entpathologisierung von intergeschlechtlichen (und nicht-binären) Menschen. Siehe auch rechtliches Geschlecht.
Intersektional/Intersektionalität
Intersektionalität ist ein Werkzeug zur Analyse von Effekten und Konsequenzen, die zu Stande kommen, wenn eine Person bezüglich mehrerer Machtverhältnisse zu der nicht-privilegierten Gruppe gehört. Bevor intersektionale Betrachtungsweisen populär wurden, stand in der Antidiskriminierungsarbeit meist ein Machtverhältnis im Fokus. Das hatte zur Folge, dass mehrfachdiskriminierte Menschen oft vor der unmöglichen Wahl standen, welchen Identitätsanteil sie ‚vor der Tür‘ lassen. Eine Schwarze queere Person beispielsweise, die zum ersten Mal den lokalen queeren Billiardverein besucht, ist zwar froh, dass sie in diesem Rahmen keine negativen Konsequenzen auf Grund ihrer Queerness erfahren muss, wird jedoch immer wieder danach gefragt, wo sie denn ‚wirklich‘ herkommt und Leute machen sich über ihren Namen lustig. Die Person aus unserem Bespiel hat sich dagegen entschieden den Verein noch einmal zu besuchen.
Die Tatsache, dass wir uns mit einem Machtverhältnis kritisch auseinandersetzen und unser eigenes Verhalten dahingehend reflektieren, sagt nichts darüber aus wie reflektiert und beflissen wir in Bezug auf ein anderes sind. Intersektionalität wirft einen mehrdimensionalen Blick auf komplexe Identitäten und hat den Effekt Lebensrealitäten und -situationen sichtbar zu machen, die eindimensionalen Betrachtungsweisen durch das Netz rutschen.
„Körperliches“ Geschlecht
Wenn ein Kind auf die Welt kommt, wird anhand köperlicher Merkmale ein Geschlecht zugeordnet. Dies geschieht, weil unsere Gesellschaft von einer Zweigeschlechterordnung ausgeht, in Folge derer ein Mensch entweder weiblich oder männlich ist. Des Weiteren wird davon ausgegangen, dass dies eine festgeschriebene Tatsache ist, die bis ans Lebensende fortbesteht.
Diese Annahmen sind der Ursprung von Zwang und nicht selten auch Gewalt, welcher Menschen ausgesetzt sind, die dem heteronormativen Zweigeschlechtersystem nicht entsprechen können und wollen. Diese Gewalt hat erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität und die mentale Gesundheit.
Auch bei genauerer Betrachtung des Konzepts des „körperlichen Geschlechts“ wird klar, dass dieses sich aus medizinischer Sicht aus verschiedenen Faktoren zusammensetzt. Dazu gehören nicht nur äußere Merkmale wie zum Beispiel Genitalien und Brüste, sondern auch innere Geschlechtsmerkmale (Chromosomen, Gene, Hormone, Keimdrüsen). Da Letztere nur in äußerst seltenen Fällen untersucht werden, ist bei den meisten Menschen unklar, welches „körperliche Geschlecht“ sie hätten. Wissenschaftlich gilt es als gesichert, dass es mehr als nur zwei Geschlechter gibt, da Geschlecht an sich vielfältig ist und somit jeder Mensch eine individuelle Ausprägung von Geschlechtsmerkmalen hat.
LSBTI*Q
Ist die Abkürzung für LesbischSchwulBisexuellTransInter*Queer.
Männlichkeiten und Weiblichkeiten
Die Begriffe „Mann“ und „Frau“ können als sehr limitiert und wenig aussagekräftig wahrgenommen werden. Der Begriff „Männlichkeiten“, bewusst in der Mehrzahl, bietet eine Alternative für Menschen, die sich nicht (nur) als (typischer) Mann verstehen und trotzdem gewisse Eigenschaften verkörpern, die als männlich angesehen werden. Es geht dabei vorrangig um das soziale Geschlecht, um Verhalten und Auftreten. Im Plural steht es deswegen, weil davon ausgegangen wird, dass es nicht nur eine Form von Weiblichkeit/Männlichkeit gibt, sondern verschiedene Modelle, die auch die gängigen Stereotypen sozialer Geschlechterrollen hinterfragen.
Wie bei dem Begriff „Männlichkeiten“ bietet „Weiblichkeiten“ eine Identitätskategorie für Menschen, die sich nicht (nur) als („typsiche“) Frau verstehen. Es geht vor allem um eine eigene Definition davon, was es bedeutet, weiblich zu sein. Der Begriff wird von trans und cis Menschen gewählt, um die Komplexität ihres Geschlechtes zu beschreiben.
Menschen, die behindert werden / Menschen mit Behinderungen
Selbstbezeichnung von Menschen, die durch die Gesellschaft Behinderungen im Alltag erfahren. Dazu kann z.B. eine Stufe zum Restaurant gehören, die das Befahren für Menschen mit Rollstuhl erschwert bzw. nur durch Unterstützung Dritter möglich macht. Aber auch Erwartungen an kognitive, sensorische und/oder psychische Fähigkeiten, sind stark von Ableismus geprägt. So gibt es viele Menschen, die auf Grund von nicht sichtbaren Eigenschaften behindert werden.
Es geht darum zu verstehen, dass nicht Menschen behindert sind, sondern durch die Gesellschaft behindert werden. Im Allgemeinen muss die Idee in Frage gestellt werden, dass es einen behinderten Körper gibt. Der Ausdruck „Menschen mit Behinderung” soll hervorheben, dass eine Behinderung einen Aspekt eines menschlichen Daseins bestimmt, jedoch nicht die ganze Person ausmacht. Die Unfähigkeit von Menschen ohne Behinderung, alternative Abläufe und Orte zu berücksichtigen und Barrierefreiheit als Standard zu setzen, erhält ableistische Diskriminierung und Machtverhältnisse aufrecht.
Menschen, die nicht behindert werden / Menschen ohne Behinderung
Sind Menschen, die der Norm in Bezug auf körperliche und geistige Befähigung entsprechen. Sie können sich, ohne behindert zu werden, im Alltag frei bewegen und haben Zugang zu allen öffentlichen Räumen, ohne auf Unterstützung durch Dritte angewiesen zu sein.
Multisexuell, Pansexuell
“Multi” ist die griechische Vorsilbe für “viele” und “pan” die lateinische Vorsilbe für „alles”. Multi-/Pansexualität geht davon aus, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Multi-/pansexuelle Menschen begehren nicht nur „Männer” und „Frauen”, sondern auch Menschen, die sich dazwischen bewegen oder sich außerhalb dieser Ordnung verstehen (z.B. trans Personen). Die Bezeichnung soll deutlich machen, dass es, auf dem Konsensprinzip beruhend, vielschichtige Formen von Begehren und Sexualität gibt, die sich außerhalb der cis heteronormativen Matrix befinden.
Nicht-binär / non-binary / enby
Norm
Eine Norm ist das, was in der Gesellschaft als selbstverständlich empfunden wird. Wegen dieser Selbstverständlichkeit verspüren wir oft nicht die Notwendigkeit, sie zu benennen, sondern reden eher von den „Abweichungen” von dieser Norm. So wird eher benannt, wenn jemand Schwarz ist, als dass jemand weiß ist, weil weiß als Norm gesetzt ist. Es wird öfter Homosexualität benannt als Heterosexualität, weil diese letztere als Selbstverständlichkeit wahrgenommen wird. Trans Aktivist_innen prägten den Begriff cis, um die Gruppe, welche die gesellschaftliche Norm in Bezug auf Geschlechtsidentität darstellt, überhaupt benennen zu können. Normen prägen unsere Sprache und unsere gesamte Umgebung. Sie treten in Verhaltensmustern und Erwartungen zum Vorschein, die von außen auferlegt sind und ständig reproduziert werden. Sie beeinflussen Architektur, indem normierte Häuser für Menschen ohne Behinderung gebaut werden. Sie machen es möglich, dass in Medien weißSein nicht benannt werden muss. Alles ist darauf ausgerichtet, dieser konstruierten Norm zu entsprechen und sie zu repräsentieren, obwohl diese nicht die Realität der Gesellschaft darstellt. Für viele Menschen ist es eine schmerzhafte Erfahrung, die Gesellschaft nicht nach ihren Bedürfnissen ausgerichtet zu wissen. Ihr Leben wird zusätzlich erschwert.
Of Color
→ PoC
Othering
Othering bzw. Andern ist ein in der postkolonialen Theorie, u. a. von Gayatri Spivak (1985) sowie Edward Said (1978), entwickeltes Konzept. Othering wird als eine machtvolle Abgrenzungspraxis definiert, die in gesellschaftlichen Diskursen sowie durch Sprache und Handlungen, die „Anderen“ in Differenz zu den „Eigenen“ hervorbringt.⁷
Othering beschreibt den Prozess, sich selbst bzw. das eigene soziales Image positiv hervorzuheben, indem ‚die Anderen‘ bzw. etwas anderes negativ gebrandmarkt und als andersartig, das heißt ›fremd‹ klassifiziert werden. In dieser Differenzierung liegt ein potenziell hierarchisches und stereotypes Denken, um die eigene Position aufzuwerten und als das eine ‚Richtige‘ darzustellen. Somit ist Othering ein Akt, sich mit anderen zu vergleichen und sich zur gleichen Zeit von ihnen zu distanzieren, wobei davon ausgegangen wird, dass Menschen und Gesellschaften, deren Leben und historische Erfahrungen von den eigenen abweichen, sich auch von den eigenen unterscheiden müssen, sowie minderwertig bzw. unzugänglich und nicht verständlich sind.
⁷Siehe: https://www.adb.de/download/publikationen/AB_2-2017_Beitrag_Cheema.pdf
[20.06.2020]
Pansexuell
PoC (Person/People of Color)
Ist die Selbstbezeichnung von Menschen, die Rassismuserfahrungen machen. Die Bezeichnung ist in der Bürgerrechtsbewegung in den USA entstanden und zielt darauf ab, die unterschiedlichen Gruppen, die Rassismus erfahren, zu vereinen, um so Kräfte zu bündeln und gemeinsam gegen Rassismus zu kämpfen.
Polyamorös
Menschen, die sich in mehr als eine Person gleichzeitig verlieben. Sie können mehrere Liebesbeziehungen zur gleichen Zeit führen und stellen monogame Beziehungsformen in Frage oder lehnen diese gänzlich ab.
Positionierung
Positionierung ist die Bezeichnung für die Verortung von Menschen in politischen Machtverhältnissen. Es geht also nicht um eine physische Ortsangabe, sondern darum welche Erfahrungen wir bezüglich bestimmter gesellschaftlicher Verhältnisse machen. Im Kontext von Rassismus wir zum Beispiel oft gesagt: „Ich bin Schwarz/weiß positioniert.“ Oder „Ich positioniere mich als Person of Color“. Positionierung drückt in diesem Fall aus, dass wir ein gesellschaftliches Verhältnis vorfinden, in dem wir positioniert werden. Die Tatsache, dass es Rassismus gibt, ist der Grund dafür, dass wir uns darin positionieren müssen, um über Erfahrungen sprechen zu können und Wege zu finden ein solidarisches Miteinander zu gestalten.
Die Frage „Wie ist Person xy positioniert?“ bezieht sich auf gesellschaftliche relevante Machtverhältnisse und inwiefern diese Person in diesen Machtverhältnissen privilegiert ist oder nicht. Zum Beispiel: Macht die Person Rassismuserfahrungen? Erlebt diese Person Behindertenfeindlichkeit? Erlebt diese Person Sexismus?
"Psychisches" Geschlecht
Das psychische Geschlecht ist ein Konzept, das in Abgrenzung zum “körperlichen“ Geschlecht entwickelt wurde und heute als überholt gilt. Es sollte die Möglichkeit bieten über das eigene Empfinden von Geschlecht, unabhängig von körperlichen Gegebenheiten, zu reflektieren. Aus heutiger Sicht kann körperliches und psychisches Empfinden in Bezug auf Geschlecht nicht voneinander getrennt werden. Auch wenn die Aufteilung und Unterscheidung von körperlichem, psychischem (und sozialem) Geschlecht dazu beigetragen hat verschiedene Aspekte von Geschlecht überhaupt besprechbar zu machen, rücken wir mittlerweile von dieser Einteilung ab. Wir konzentrieren uns in unserer Arbeit auf die Geschlechtsidentität, denn die Deutungshoheit über das eigene Geschlecht und die Entscheidung darüber, wie sie es ausdrückt, liegt bei der jeweiligen Person selbst.
Queer
Stammt aus dem Englischen und heißt so viel wie seltsam‚ sonderbar, gefälscht. Ursprünglich wurde queer als Beschimpfung für Personen verwendet, die in ihrer Genderperformance und ihrer sexuellen Orientierung nicht der heteronormativen Vorstellung entsprachen. Im Zuge der lesbisch-schwulen-bisexuellen-trans-inter* Empowermentbewegungen wurde sich der Begriff zurück angeeignet. Heute bezeichnet er vor allem Personen, die sich nicht mit traditionellen Geschlechterrollen und -stereotypen identifizieren und eine behauptete Zweigeschlechtlichkeit in Frage stellen und/oder aufgrund ihrer sexuellen Orientierung aus der Heteronormativität herausfallen. In der ‚Queer Theory‘ wird sich mit relevanten Machtlinien auseinandergesetzt, neben gender zum Beispiel mit ‚race‘ und class. Hierbei stehen immer die Gruppen und Themen im Fokus, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen.
Rassismuserfahrung
bezeichnet das Erleben und die Auseinandersetzungen derjenigen Personen und Gemeinschaften, die täglich mit der Realität leben, rassistisch markiert zu sein. Die rassistische Norm und privilegierte Form ist weiß-Sein. Es gibt bei einigen Rassismusformen starke Überlappungen zu Religionen und kulturellen Kontexten, z. B. beim Antimuslimischen Rassismus oder Antisemitismus.
Rassismuskritik
meint die systematische, machtkritische Analyse der Wirkungsweisen rassistischer Entmenschlichungen. Rassismuskritik setzt an der historischen Institutionalisierung rassistischen Wissens an. Sie kritisiert die Normalität rassistischer Konstruktionen (Dämonisierung, Vermarktung von Differenz, rassistische Bezeichnungen und Darstellungen in Kinderbüchern und Kindermedien). Sie zielt darauf ab, die Ko-Konstruktion weiß-zentrierter Normen durch die beständige Markierung (Othering, Verbesonderung, Marginalisierung) rassistisch markierter Anderer öffentlich zu verhandeln und damit veränderbar zu machen.
„Rechtliches“ Geschlecht
Das rechtliche Geschlecht ist ein jeder Person zugeordneter juristischer Status, der in der Regel unmittelbar nach der Geburt anhand körperlicher Merkmale bestimmt wird (weiblich, männlich, divers, ohne Eintrag). Es ist ein Aspekt des Personenstands; andere Aspekte sind der Name oder der Familienstand (z.B.„ledig“, „verheiratet“, „verpartnert“, „geschieden“).⁸
⁸ Quelle: https://nibi.space/rechtliches_geschlecht [20.06.2020]
Schwarz
Ist die korrekte Bezeichnung für Schwarze Menschen, die afrikanische bzw. afrodiasporale Bezüge haben. Afrodiasporal bedeutet, dass Menschen in ihrer Geschichte verwandtschaftliche Bezüge zum afrikanischen Kontinent haben. Um den Widerstandscharakter dieses Wortes zu betonen, wird das „S” großgeschrieben. Im Deutschen Kontext existiert auch die Bezeichnung Afrodeutsche_r.
Sexuelle Orientierung
Die sexuelle Orientierung bezeichnet, wen wir wie begehren und ist unabhängig von der Geschlechtsidentität und -performanz. So können Mensch z.B. a-, homo-, hetero-, bi- oder pansexuell sein. Hier kommt es vor allem auf die Selbstdefinition an. Oft werden in Workshops Beziehungskonstellationen kreiert in denen wir dann bestimmen sollen, ob die Menschen homo- oder heterosexuell sind. Beispielsweise wird gefragt: „Ist eine cis Frau, die mit einem trans Mann zusammen ist, homo- oder heterosexuell?“ Wir können auf diese Frage keine Antwort geben, außer: Alles ist möglich. Der Begriff bezieht sich auf das Geschlecht der Person, die begehrt wird und ist nicht zu verwechseln mit sexuellen Vorlieben im Sinne von bevorzugten Praktiken beim Sex.
Stigmatisierung
Die Verallgemeinerung von Gruppen („die Araber_innen”, ,,die Chines_innen” etc.), mit der Verbindungen von meist negativen Eigenschaften und Merkmalen einhergehen, wie „aggressiv”, ,,gehorsam” etc. Personen werden somit durch ihre (vermeintliche) Gruppenzugehörigkeit negativ charakterisiert. Die Verbindung von vermeintlichen Gruppen und Eigenschaften kann auch positiv gemeint sein, wie z.B. zu sagen, dass jemand gut tanzen kann, weil er_sie „Südländer_in” ist. Diese Form von Kompliment funktioniert in einer rassistischen Logik und ist deswegen auch diskriminierend Stigmatisierung ist ein Prozess, der sehr oft Bestandteil von Diskriminierung und Rassismus ist.
Trans
Als trans bezeichnen sich Menschen, die nicht (nur) in dem Geschlecht leben, dass ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. „trans“ ist eine lateinische Vorsilbe und bedeutet jenseits – sozusagen im Gegensatz zu cis. Trans ist ein Oberbegriff
für verschiedene trans Identitäten. Wir verwenden trans als Adjektiv, da wir es als
eine Eigenschaft betrachten, die Personen haben können.
Da wir nicht davon ausgehen, dass es von außen ersichtlich ist, welche Geschlechtsidentität eine Person hat, ist es hilfreich, alle Menschen regelmäßig zu fragen, wie sie wahrgenommen werden wollen und dies in den eigenen Sprachgebrauch einzubauen und zu respektieren.
Wir verfestigen in Sprache immer wieder Geschlechter, wenn wir über jemanden sprechen („Dann hat er seine Ausbildung zum Lackierer abgeschlossen.”). Menschen, die transident, transsexuell oder trans sind, können den Wunsch haben, ihren Körper mit ihrem selbst wahrgenommenen Geschlecht in Übereinstimmung zu bringen. Dabei kann es darum gehen, von außen mit der Geschlechtlichkeit wahrgenommen zu werden, in der sich die betreffende Person am wohlsten fühlt.
Manche trans Menschen nehmen Hormone oder führen eine geschlechtsangleichende Operation durch (das ist aber kein Muss, um trans zu sein). Eine gängige Aussage dazu ist:„Ein Mann wurde im falschen Körper geboren und muss deswegen eine Geschlechtsumwandlung machen.” Operationen sind keine Zaubertricks und unsere Körper sind nicht falsch, sondern die Wahrnehmung unserer Körper von außen. Deswegen bevorzugen wir die Formulierung:„Einem Mann wurde bei der Geburt das falsche Geschlecht zugeschrieben und er macht eine geschlechtsangleichende Operation.” Transidente Personen können sich auch keinem der Geschlechtern zuordnen.
Trans Frau
Eine mögliche Bezeichnung für Frauen, denen bei der Geburt ein männliches Geschlecht zugewiesen wurde, die sich aber selbst als Frauen definieren. In vielen Fällen ist es unnötig zu erwähnen, dass eine Person transident ist – die Bezeichnung „Frau” ist ausreichend, wenn sich die Person damit wohlfühlt. Für uns ist es wichtig, auf die Existenz von trans Frauen aufmerksam zu machen und über Diskriminierung sprechen zu können. Deswegen erwähnen wir in unseren Texten bewusst, dass Menschen transident sind. In einigen Fällen ist es Menschen wichtig hervorzuheben, dass sie trans Personen sind, weil ihre Transidentität ein wichtiger Teil ihrer Identität ist, in anderen Fällen ist es genau umgekehrt. Hierbei ist die
Selbstbezeichnung der betreffenden Person das entscheidende Kriterium.
Transgender
Ein weiterer Überbegriff für verschiedene Transidentitäten. Als Transgender können sich außerdem auch Menschen bezeichnen, die sich weder als Mann oder Frau oder sich manchmal als Mann und manchmal als Frau identifizieren. Wenn du dir unsicher bist, welches Pronomen (er/sie/es/er_sie/sie_er/keines/ mehrere/…) eine Person bevorzugt, dann frag am besten nach. Ist das nicht möglich kannst du auch einfach nur den Namen sagen und den Gender-Gap verwenden („Daniel hat eine Lackierer_innenausbildung abgeschlossen.”).
Transidentität
Ein alternativer und der von uns bevorzugte Begriff für Transsexualität, um hervorzuheben, dass es sich um eine Geschlechtsidentität handelt und nicht um eine sexuelle Orientierung. Eine Person ist transident, wenn sie ihr Geschlecht anders empfindet als es ihr bei der Geburt zugewiesen wurde. Oft wird dies mit den Worten „ein Mann fühlt sich als Frau” bezeichnet. Passender wäre die Formulierung: „Einer Frau wurde bei der Geburt das falsche Geschlecht zugeschrieben.” Hierbei ist es wichtig, die Selbstbezeichnung der Person zu respektieren und nicht das Geschlecht hervorzuheben, das ihr bei der Geburt zugewiesen wurde.
Trans Mann
Ist eine mögliche Bezeichnung für Männer, denen bei der Geburt ein weibliches Geschlecht zugewiesen wurde, die sich aber selbst als Männer definieren. In vielen Fällen ist es unnötig zu erwähnen, dass eine Person transident ist – die Bezeichnung „Mann” ist ausreichend, wenn sich die Person selbst so definiert.
Transsexualität
Der Begriff „Transsexualität” wird von vielen trans Personen abgelehnt, weil er aus dem psychiatrisch/medizinischen Bereich kommt und dort immer noch als psychische Störung beschrieben wird. Außerdem ist er irreführend, weil es sich nicht um eine sexuelle Orientierung handelt, sondern um eine Geschlechtsidentität. Dies ist wichtig zu unterscheiden, weil eine trans Person, genau wie eine cis Person, z.B. hetero-, homo-, bi- multisexuell sein kann. Einige Menschen bezeichnen sich selbst aber auch explizit als transsexuell und besetzen den Begriff für sich (wieder) positiv.
Two-Spirit
Bezeichnet, dass zwei Seelen in einem Körper wohnen. Der Begriff Two-Spirit stammt im Original aus der Sprachgruppe ‚Ojibwa‘, die von First-Nations bzw. indigenen Gruppen Nordamerikas gesprochen wird und bezeichnet ein drittes Geschlecht. (First-Nation/indigen bezeichnet unter anderem Gruppen, die bereits vor der Kolonisation Nordamerikas durch Menschen aus Europa dort lebten.)
weiß
Im Gegensatz zu den Bezeichnungen Schwarz und PoC ist weiß keine Selbstbezeichnung, sondern die Beschreibung einer Realität. Weiß-Sein bedeutet, Privilegien und Macht zu besitzen, wie zum Beispiel das Privileg, sich nicht mit Rassismus auseinandersetzen zu müssen. Weiße Menschen haben in Bezug aufs weiß-Sein leichtere Zugänge zum Arbeitsmarkt, Wohnungsmarkt, zu Gesundheitsversorgung und politischer Teilnahme als PoC und Schwarze Menschen. Natürlich gibt es andere Ausschlusskriterien, wie z.B. Klassenzugehörigkeit, die diese Zugänge auch bei weißen Menschen verhindern können. Dennoch können wir davon ausgehen, dass, wenn sich z.B. Familie Müller und Familie Yilmaz für dieselbe Altbauwohnung in Berlin-Charlottenburg bewerben und beide gleich gut verdienen, Vermieter_innen oft Namen bevorzugen, die als ‚deutscher‘ wahrgenommen werden. Weiß-Sein wird als Norm etabliert und nie als solche benannt.
Dabei geht es nicht um Hauttöne, sondern um politische Begriffe, die den Zugang zu Macht beschreiben. Denn egal wie oft eine weiße Person ins Solarium geht, das weiß-Sein wird ihr deshalb nie abgesprochen werden.
Weiblichkeiten
Zweigeschlechterordnung
Es wird davon ausgegangen, dass es genau zwei Geschlechter, Frau und Mann, gibt und dass alle Menschen entweder dem einen oder anderen zugeordnet werden können.
→ Heteronormativität